„Trausitz.(bnr)22.Juni 2017

Grandiose Uraufführung

Eine Sternstunde erlebte Trausnitz an diesem Wochenende. Die Uraufführung des historischen Freilichtspieles „Das Skapulier“ übertraf alle Erwartungen. Dem Autor und Regisseur Karl Lang ist damit ein wahres Meisterwerk gelungen. Vor dem Sachsenturm und der Versöhnungskapelle bot sich den Premierengästen eine Kulisse, wie sie imposanter nicht sein könnte. Die Glocken beginnen zu läuten und auf der Orgel klingen die letzten Töne. Dorfleute in schlichten Kleidern gehen nach der Frühmesse nach Hause. Die Frauen klagen über den harten Frondienst der auf ihren Männern lastet und der vom Burgherrn unerbittlich eingefordert wird. „Hat euch der frühere Herr mit Geiseln geschlagen, so will ich euch mit Skorpionen züchtigen“ droht der Freiherr von Quentel seinen Untertanen. So sah der Autor die Situation der Dorfleute von Trausnitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Karl Lang hat viele Quellen im bischöflichen Zentralarchiv und in der Kirchenchronik studiert, um ja authentisch zu wirken. Die Zuschauer, die bereits bei der Generalprobe die Ränge der Bühne füllten, waren mitten im Geschehen. Von den Dorfleuten schwenkte die Szene zur Situation der Kirche. Ein marodes Gotteshaus in Trausnitz, eine baufällige Wallfahrtskirche in Söllitz und kein Geld in der Kasse. Nach über einhundert Jahren ohne Priester hatte Trausnitz mit Johann Paul Gruber erstmals wieder einen eigenen Pfarrer. Ein denkbar schlechter Start für den neuen Pfarrherrn. Trotz ärmlicher Verhältnisse verstanden es die Dorfleute, besondere Ereignisse gebührend zu feiern. Jetzt kam die Musik ins Spiel. Ob deftige Trinklieder oder auch kirchlicher Gesang, für den Autor ist die Musik ein wichtiges Element des Stückes. Gerade für seine außergewöhnlichen Marienlieder ist der Trausnitzer Kirchenchor, der in das Geschehen mit eingebunden ist,  weithin bekannt. Ein Karmelitenpater bringt nun erstmals den Gedanken an die Verehrung der Gottesmutter unter die Leute. In seiner Heimat Neukirchen beim heiligen Blut gab es bereits eine Gemeinschaft, die sich unter den Schutz der Gottesmutter gestellt hat. Eine solche wolle er nun mit Unterstützung von Pfarrer Gruber auch in Trausnitz ins Leben rufen. Nach der Reformation und dem Calvinismus in Trausnitz ist das Gebet zur Gottesmutter abhanden gekommen. Geschickt und ohne auch nur die geringste Spur von Langeweile hat Karl Lang die Zusammenhänge und Hintergründe zur Skapulierbruderschaft in die Handlung eingebaut. Nach dem Stück sollte jeder Besucher in dieser Hinsicht „geschichtsfest“ sein. Die Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts brachte aber auch weitere Neuerungen mit sich. In Amberg hatte der Burgherr eine braune Frucht kennen gelernt, die aus Amerika stammt und als Erdäpfel bezeichnet wird. Sie soll den Männern viel Kraft geben, damit sie tüchtig im Steinbruch oder der Tongrube arbeiten können. Die Zubereitung hatte allerdings so seine Tücken. In der Pause und nach dem Stück konnten die Zuschauer die neue Frucht probieren. Am Ende des Stückes überreichte ein bischöflicher Gesandter die Urkunde, welche die Errichtung der Skapulierbruderschaft in Trausnitz nach kanonischem Recht besiegelte. In die Rolle des Gesandten schlüpfte in der Generalprobe BGR Michael Reitinger, der ehemalige Pfarrer von Trausnitz. An  den weiteren Spieltagen haben Dekan Michael Hoch, Regionaldekan Manfred Strigl und Pfarrer Seven Grillmeier  diese Rolle übernommen. Einen großes Kompliment gehört den Leuten der Technik um Walter Jäckel. Ihre ausgezeichnete Lichtchoreografie gab dem Stück eine mystische Note. Wer nun denkt, ein Schauspiel mit religiösen Inhalt sei langatmig, träge oder gar langweilig, wurde in Trausnitz eines Besseren belehrt. Mit viel Dynamik, Musik und Humor wird hier die Schönheit der Marienverehrung dargestellt. In Trausnitz hat sich die Bruderschaft nun seit dreihundert Jahren erhalten und ist so jung wie eh und je. Ein Besuch des Stückes wirkte wie Balsam für die Seele. Karl Lang hat das Stück ausschließlich für die 300-Jahr-Feier geschrieben. Nach drei Aufführungen wird es im Schrank der Erinnerung abgelegt. Eigentlich schade.


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Stand: 23.Apr. 2024

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